Besaitungsmaschinen
Besaitungsmaschinen gibt es in einer sehr großen
finanziellen Bandbreite. Auch mit günstigen
Maschinen lassen sich – mit einigen
Einschränkungen - für den Privatgebrauch schon
ordentliche Ergebnisse erzielen. Doch welche
Bestandteile machen den Unterschied?
Extrem wichtig - die mechanische Basis:
Schlägeraufnahme: muss gut einstellbar, absolut
solide und verwindungssteif sein. 6-Punkt
Aufnahme und mit in der Länge verstellbaren
Domen zum Anpassen auf verschieden große
Schläger.
Zangen: hier darf man keine allzu große
Kompromisse eingehen, nur die wirklich guten
Zangen halten die Saite sicher ohne sie zu
quetschen oder sonstwie zu beschädigen.
Zangenbasis: muss nach dem Fixieren bombenfest
stehen bleiben, gut arretier- und positionierbar
sein
Drehteller: muss seine Funktion als solide Basis
zur Aufnahme der Schlägeraufnahmen und der
Zangenbasen erfüllen. Drehteller muss arretierbar
sein - rein mechanisch über einen Hebel oder noch
besser mit integrierter Bremse. Für manche
Schläger (z.B. Prince-Schläger mit offenen
Saitenführungen) ist das unverzichtbar (geht zwar
auch ohne , ist dann aber alles andere als
professionell).
Zugsystem ConstantPull vs LockOut:
Ein ConstantPull-System erhält die Zugspannung
bis zum Abklemmen der Saite aufrecht. D.h. das
System stellt nach, wenn sich die Saite dehnt. Das
LockOut-System fixiert die Saite beim Erreichen
der Nennspannung. Dehnt die Saite nach, ist die
verbleibende Spannung in der Saite geringer als
bei einem ConstantPull-System. Dieser Umstand
muss beim Bespannen berücksichtigt werden.
Zugsysteme:
Hebelarmmaschinen:
Das System Hebelarm ist vom Prinzip her einfach
und gut, erfordert aber vom Besaiter absolut
präzises Arbeiten. Hier liegt das größte
Fehlerpotential bei diesem System. Die Saite ist
abzuklemmen, wenn der Hebel absolut waagrecht
steht und das am besten in immer gleichem
Zeitraum um auch konsistente Ergebnisse zu
erhalten. Das kann bei sehr elastischen Saiten
problematisch werden. Zudem ist auch die
Einstellung bzw. Positionierung des Gewichtes
alles andere als präzise. Hebelarmmaschinen sind
ConstantPull-Systeme.
Kurbelmaschinen:
Mit einer Kurbelmaschine ist man deutlich
schneller als mit einer Hebelarmmaschine. Die
Fehlerquelle der Waagrechtstellung entfällt. Es
sind sehr konsistente, wiederholbare Ergebnisse
möglich. Durch den LockOut und der fehlenden
ConstantPull – Funktionalität ist die Zugspannung
entsprechend anzupassen wenn man
vergleichbare Ergebnisse zu einer CP-Maschine
erzielen möchte.
Elektronische Besaitungsmaschinen:
Gegenüber den mechanischen Maschinen, lassen
sich je nach Ausbaustufe alle Parameter präzise
einstellen. Elektronisches Prestretch,
Knotenspannung, Zuggeschwindigkeit,
Drehtischbremse um nur ein paar Features zu
nennen. Richtige Kalibrierung vorausgesetzt (gilt
aber auch für die mechanischen Maschinen), hat
man immer identische Voraussetzungen, die
Einstellung der Zugspannung kann sehr fein
abgestuft und vor allem reproduzierbar erfolgen.
Bei den mechanischen Maschinen ist das in der
Regel ungenauer und eine Fehlerquelle.
Rotationskopf vs Linearzug:
Rotationsköpfe bringen wieder etwas Verluste und
damit Ungenauigkeiten in das System. Alle
absoluten Profi-Maschinen sind
Linearzugmaschinen.
Empfehlung Besaitungsmaschine:
Für den Einsteiger und primär zum Eigenbedarf:
Die günstigsten Maschinen sind allesamt
Hebelarmmaschinen. Um den oben genannten
Kriterien aus dem mechanischen Bereich auch nur
ansatzweise gerecht zu werden, bewegt man sich
dann aber auch schon in einem Segment um 800
€ aufwärts. Dann hat man aber was, mit dem man
arbeiten und sehr gute Ergebnisse erzielen kann -
sofern man bei der Handhabung absolut präzise
vorgeht.
Von den ganz günstigen Maschinen rate ich ab. Die
Zangen, die Zangenbasen und die
Schlägeraufnahmen sind einfach nicht solide
genug. Das System verwindet sich und die Zangen
lassen sich nicht optimal einstellen. Schläger kann
man damit bespannen. Auf Dauer wird man damit
nicht glücklich sein.
Für erhöhte Ansprüche:
Es gibt sehr hochwertige Kurbelmaschinen (z.B.
von Prince oder Gamma). Die lassen sich häufig
durch Motoren zu einer elektronischen Maschine
aufrüsten. Kurbelmaschinen sind
wartungsintensiv und heute eher selten. Vom
Prinzip her jedoch meist mit höherwertigen
Komponenten aufgebaut als die günstigen
Hebelarmmaschinen und schon vom System her
Linearzugmaschinen. Ich würde totzdem zu einer
elektronischen Maschine raten. Aber unbedingt
auf die Peripherie und die Detaillösungen achten.
Das Vorhandensein eines elektronischen
Zugsystems alleine macht eine gute Maschine
absolut nicht aus. Ab ca. 1 500€ kann man hier
fündig werden. Das stellt aber dann schon die
Untergrenze dar. Im Zweifelsfall dann aber lieber
doch etwas mehr ausgeben. Wie sieht es mit
Ersatzteilen und Service aus?
Für den Enthusiasten und Dienstleister:
Elektronische Linearzugmaschine, die alle obig
genannten Kriterien in vollem Umfang erfüllt. Ab
ca. 4 500€ geht‘s los. Klar gibt es auch hier noch
leichte Abstufungen in Qualität, Funktionalität,
Komfort und Preis. Jeder Hersteller versucht durch
individuelle Features zu punkten. Allesamt haben
aber alle hochwertigste Komponenten verbaut, die
professionelle Ergebnisse liefern. Wieder auf die
Detaillösungen schauen und die Maschine mit dem
für einen persönlich optimalen Preis-
Leistungsverhältnis wählen.
Werte werden von den Herstellern in der Regel
nicht kommuniziert (Swingweight teilweise).
Höhere Werte machen den Schläger
fehlerverzeiender, stabiler bei außermittig
getroffenen Bällen und erweitern den Sweetspot.
Im Gegenzug leidet das Handling. Insbesondere
bei Schlägen, die eine Bewegung um die
Längsachse erfordern, ist das ein Nachteil.
Bekommt man das nicht rechtzeitig hin, trifft man
den Ball nicht optimal. Dann vielleicht doch ein
geringerer Wert und den Ball richtig treffen. Bei
nur geblockten Bällen ist ein hoher Twistweight-
Wert eher von Vorteil.
Wie bei allem ist das nur ein Baustein für das
persönlich beste Setup. Durch Hinzufügen von
Gewicht kann der Wert erhöht werden. Im
Besonderen auf 3 & 9 Uhr. Allerdings beeinflußt
das alle anderen Parameter (Balance,
Swingweight, Schlägergewicht) gleichermaßen.
Da eine signifikante Erhöhung - anders als für
Maßnahmen zur Erhöhung des
Schwunggewichtes - nur mit relativ viel
Zusatzmasse möglich ist, sollte schon das
Basissetup des Schlägers relativ gut passen.
Twistweight
Gemeint ist hier, wie sich der Schläger bei einer
Rotation um die Schlägerachse verhält (direkte
Line mittig Griffende bis Kopfende). Wenn
Hersteller davon sprechen, die Stabilität des
Schlägers wurde erhöht, dann geht das meist
auch mit einer Erhöhung des Twistweight-Wertes
einher. Im Prinzip gelten exakt die gleichen
Gesetzmäßigkeiten wie bei der Ermittlung des
Schwunggewichtes. Geräte, die diesen Wert
ermitteln können sind rar. Das metortune kann
das.
Je höher der ermittelte Wert, desto mehr Kraft
muss aufgebracht werden um den Schwung zu
erzeugen. Der Schläger fühlt sich während des
Schwungs schwerer an. Mit zunehmendem
Schwunggewicht kann mit guter Technik auch
mehr Power und Kontrolle generiert werden -
sofern man physisch dazu in der Lage ist.
Teilweise werden die Werte von den Herstellern
angegeben. Die Einheit ist [kg*cm^2]. Meist sind
das aber Werte eines „nackten“ (unbespannten)
Schlägers. Spielfertige Schläger haben ein
höheres Schwunggewicht. Man muss also wissen,
welche Werte man zum Vergleich heranzieht.
Letztendlich dürfte der Wert des spielfertigen
Schlägers entscheidend sein. Gleiche ich
unterschiedliche Schläger aneinander an, dann
mache ich das generell unbesaitet und ohne
Overgrip.
Was das Schwunggewicht beeinflusst
(spielfertig):
•
die absolute Masse des Schlägers
•
die Gewichtsverteilung des Schlägers
•
Saiten
•
Vibrationsdämpfer
•
evtl. Zusatzgewichte (Blei etc.) - Abhängig von
der Positionierung
Moderne Swingweightmaschinen ermitteln den
tatsächlichen Wert nach den Gesetzmäßigkeiten
eines physischen Pendels. Ein physisches Pendel
dient (unter anderem) zur experimentellen
Bestimmung des Trägheitsmomentes. Der
Schläger wird eingespannt und der Wert nach
einigen Schwingungsdurchläufen ermittelt. Der
Einsatz einer Swingweightmaschine ist für ein
professionelles Schlägertuning unverzichtbar.
Schwunggewicht (Swingweight)
Dem Schwunggewicht wird beim Schlägerkauf
von einem Großteil der Spieler wahrscheinlich am
wenigsten Beachtung geschenkt. Saitenbild -
Kopfgröße - Balancepoint und Gewicht sind die
wesentlichen Entscheidungskriterien. Das sind
Werte, die in der Regel auf dem Schläger
aufgedruckt sind. Das Schwunggewicht bestimmt
jedoch ganz wesentlich wie sich ein Schläger
während der Schlagphase anfühlt. Der
Balancepoint allein ist dafür nicht aussagekräftig
genug. Sehr leichte Schläger sind in der Regel
sehr kopflastig um überhaupt auf ein vernünftiges
Schwunggewicht zu kommen und den Schläger
damit spielbar machen. Das sagt aber nichts über
die eigentliche Höhe des Schwunggewichtes aus.
Der Balancepunkt ist der rein statische
Schwerpunkt des Schlägers. Das
Schwunggewicht ist physikalisch gesehen das
rotatorische Trägheitsmoment des Schlägers in
der Schwungphase. Reduziert man die Masse des
Schlägers auf einen Punkt dann würde sich das
Trägheitsmoment nach der Gleichung
Trägheitsmoment = mSchläger x Balancepoint ^ 2
berechnen lassen. Das wäre zu einfach und ist so
- zumindest zur Ermittlung des
Schwunggewichtes - nicht richtig. Je nachdem
wie die Masse über die Länge des Schlägers
verteilt ist, hat das unterschiedlich starken Einfluß
auf das Schwunggewicht. Der Abstand geht
quadratisch ein. Nur geringfügig höhere Masse am
Schlägerkopf hat einen hohen Einfluss auf das
Schwunggewicht. Zudem ist per Definition die
Rotationsachse in einem Abstand von 10cm vom
Griffende aus festgelegt. Dies wäre zwar
rechnerisch zu kompensieren (Satz von Steiner),
die Unbekannte der tatsächlichen, werksseitigen
Gewichtsverteilung bleibt jedoch bestehen.
Statische DT-Wert-Messung:
Bei der statischen Messung wird das Saitenbett
aktiv eingedrückt. Die Elastizität der Saite geht
unmittelbar in die Messung ein. Eine Messung des
DT-Wertes über die komplette Fläche des
Saitenbettes ist möglich. Bekannte Vertreter zur
Messung des statische DT-Wertes sind das
Babolat RDC oder das stringlab 2. Das stringlab 2
zeigt bis zu 2 Dezimalstellen an.
Dynamische DT-Wert-Messung:
Eines der international akzeptierten
Referenzgeräte für die dynamische DT-Wert-
Messung ist das ERT 300. Das Saitenbett wird in
Schwingung versetzt und simuliert den Ballschlag.
Auf Basis dieser Schwingungen ermittelt das
Gerät die Flächenhärte. Das Gerät ist immer an
exakt derselben Stelle in der Mitte über der
längsten Quersaite zu platzieren. Außermittig wird
der Wert höher sein, bzw. das Gerät kann keinen
Wert ermitteln.
Das System ist darauf angewiesen, dass das
Saitenbett auch in Schwingungen versetzt werden
kann. Bei Schlägern mit sehr offenem Saitenbild
(z.B. 100er Kopf - 18 / 16) kann es vereinzelt zu
Fehlern kommen. Hier scheint das Saitenbild
(abhängig von der Bespannung) für eine
Schwingungsmessung nicht ausgewogen genug
zu sein.
Da das ERT 300 nur volle Werte anzeigen kann, ist
eine Abweichung von einem DT-Wert tolerierbar.
Liegt der gemessene Wert genau in der Mitte, kann
es passieren, dass bei mehreren unmittelbar
aufeinanderfolgenden Messungen das Ergebnis
zwischen diesen beiden Werten „springt“.
DT-Wert
Der DT-Wert (DT = Dynamic Tension) ist der einzige
Wert, die Flächenhärte einer Besaitung zu
beschreiben. Er gibt an welche Kraft in kg benötigt
wird, um das Saitenbett um 1 cm einzudrücken.
Der absolute Wert hat nichts mit dem beim
Bespannen eingestellten Zuggewicht zu tun. Er ist
neben weiteren Parameter nur ein Resultat davon.
Was den DT-Wert beeinflusst:
•
das eingestellte Zuggewicht beim Bespannen
•
die Arbeitsweise des Besaiters
•
die verwendete Maschine (Hebel / Kurbel /
elektronisch / Linearzug ….)
•
die Elastizität der Saite
•
das Saitenmuster des Schlägers
•
die Kopfgröße des Schlägers
•
die Härte des Schlägers
Mögliche Setups mit identischem DT-Wert:
•
steife Saite weich bespannt
•
elastische Saite hart bespannt
Die Setups werden sich unterschiedlich spielen.
Kann jeder ausprobieren. Man kann somit nicht
pauschal einen DT-Wert nennen, der für das
persönliche Spiel unabhängig von Saite und
Schläger immer passend ist.
Mögliche Erklärung gemessener DT-Wert
und Spielverhalten unterschiedlicher
Setups
Zu Erklären wäre das durch ein Nicht-Lineares
Verhalten des Saitenbettes beim Eindrücken. Eine
steifes Material verhärtet bei geringfügiger
Auslenkung des Saitenbettes eben deutlich
schneller als ein elastisches Material. D.h aber
auch, dass sich mit zunehmender
Schlaggeschwindigkeit das steife Saitenbett
deutlich schneller hart anfühlen wird als das
elastische. Somit ist die persönliche Spielweise
und der Schlag auf den Ball mit entscheidend.
Warum ist die DT-Wert-Messung trotzdem
unverzichtbar?
•
Ohne Messung steht man komplett im Nebel
und es ist kein Vergleich möglich
•
Wiederholbarkeit: hat eine Spieler mehrere
Schläger, will er in der Regel, daß alle gleich
sind (Kontrollfunktion)
•
liegen ausreichend Erfahrungswerte und
Messungen vor, kann der Besaiter abschätzen,
wie eine bestimmte Konfiguration letztendlich
„aus der Maschine“ kommen wird und wie sich
das spielt
•
Ermittlung initialer Verlust direkt nach dem
Bespannen, d.h. Rückschlüsse auf
Besaitungstechniken und die Umsetzung mit
geringstmöglichen Verlusten werden messbar
•
Erfassen natürliche Spannungsverluste über
die Spieldauer (Qualität der Saite) bzw. wann
eine Neubesaitung sinnvoll wird
•
Durch Messungen an verschiedenen Stellen
des Saitenbettes kann eine Aussage über die
Sweetspotgröße gemacht werden
Besaitungstechnik -
Kennwerte & Maschinen
Für Fragen zusätzliche Informationen
oder Anmerkungen stehe ich auch sehr
gerne per mail zur Verfügung. Antwort in
der Regel allerspätestens binnen 24h.
Breit aufgestellt - professionell ausgestattet -
maßgeschneidert und persönlich. Jetzt anfragen!